Letzte Strophen für das verheißene Land

Heute die Tage von Gestern und Vorgestern
in hohler Hand versammelt: Passattage, Blizzardnächte,
wirbelnd und weiß, weiß
dass sie nicht mehr zu sehen sind,
Reste, abgeblätterte Farbe vom letzten Sommer.

Das Jahr hindurch, und über lange Jahrhunderte hin waren wir in der Überraschung gefangen, in der Ahnungslosigkeit, dazusein oder nicht, herauszutreten oder zurückzukehren
in die immer noch warme Asche im Ofen.
Noch nicht zu wissen, noch nicht zu leben, eine bedeutende
Frage, nun aber, in die Turbine geraten, in die Erzeugung
des nützlichen Stroms, ins Aggregat der Generatoren,
stehen wir wie Bettler da und hängen mit verzweifelter
Inbrunst an einem Almosen, das man uns vielleicht
immer irgendwie zugedacht, aber nie wirklich
gegeben haben wird.

Es liegt im Stoff, sagen die einen, es liegt im Geist, sagen die anderen, in der Entelechie,
die eingerollt und wie eine Uhrfeder ist.
Wo aber, frage ich, wo anders könnte es liegen als
im Gossenstaub, den der Strahl der pissenden Hunde und der der Hydranten im Nu in die Kanalisationen hinabwischt?

Dem sind unsre Geschicke und der Abrieb unserer Sohlen gar nicht unähnlich.
Wir plagen uns, endlos beiseite zu schieben, einem Schwimmer
vergleichbar, der seinen Weg durch ein Becherglas voller Eiswürfel bahnt.

Aber auch d i e s sind Geschicke:
eine eigentümliche Reise, die sich irgendwo an eine
andere anschließt.
Die Reise im Bauch eines künstlichen Walfisches, ganz aus
Waffeleisen und automatischem Walrat bestehend.
Im Dunkel dieses Inneren auf einem Hocker sitzend,
Zahlenkolonnen summierend, mit der Spitze eines Lesestiftes
die leuchtenden Punkte markieren, die ein rühriger Geist
im Dunkel wie Glühwürmchen ausstreut.
Bizarre Statistiken, grandiose Endlospapierrollen, die unser
Rechenhirn ausspuckt.
Prognosen, die wir in unseren Berechnungen auf ihre ballistischen Kurven hin prüfen.

Schade nur, Echnaton und Hobbema hätten es – jeder auf seine Weise – sicherlich besser gekonnt.

aus: Poetische Stücke (1987)

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