Als im neunzehnten Jahrhundert das Bakelit durch Polymerisation erzeugt wurde, als erster Kunststoff, als erste Plastiksubstanz überhaupt, da setzte eine frappierende Farbigkeit ein, vermutlich zum ersten Mal.
Experimentale Kette, in die sich die erstmalige Erzeugung synthetischer Farbstoffe einreiht: 1856 Mauvein, 1858 Magenta.
Sehr früh Entdeckungen im Farb-Spektrum, merkwürdigerweise im violetten Bereich.
Dann erneut die synthetischen Stoffe, beginnend mit Zelluloid.
Später, bereits im 20. Jahrhundert Nylon, Polyester, Polyvinyl. Das alles und noch unendlich viel mehr kennt man vom Handel her, vom Gebrauch. Man hat es schon in den Händen gehabt, ohne die komplizierten generischen Namen im Kopf behalten zu können.
Ein Sprung erfolgt 1928, als gleichsam europaweit, jedenfalls in Spanien, Großbritannien und Deutschland gleichzeitig die Umwandlung des monomeren Methacrylsäuremethylesters in das polymere Methylmethacrylat gelang. Dabei entstand dieses „organische Glas“ mit den sonderbaren lichtfreundlichen Eigenschaften, das man auch heute noch als Plexiglas kennt, technisch unter der Kurzbezeichnung PMMA. Lichtfreundlich, weil es Licht besser transmittiert als Glas.
Es macht regenbogenartige Erscheinungen sichtbar, wie man sie im Wasserstaub, in das ein Sonnenstrahl fällt, noch nie gesehen hat.
Wie Plexiglas gleichsam „eingeflochten“ in den Strang der Entdeckungen und Experimente, die zur universalen Polymerisation beitrugen, ist die Synthetisierung des Lysergsäurediäthylamid aus dem Mutterkorn. Zunächst nahm sich der Pharmakonzern Sandoz dieser synthetischen Substanz an und gab sie in die industrielle Produktion.
Im übertragenen Sinne kann LSD als eine Art Polymerisator oder Polymerisationsbeschleuniger aufgefasst werden. Die Alchemisten früherer Jahrhunderte hätten hier von einem Alkahest gesprochen: universales Lösungsmittel, das die Vernetzung und Verkettung der gelösten Teilchen zu mega- und gigamolekularen Einheiten einleitete.
Schon bald wurde LSD weltweit in kleinen und großen Labors, in Kellerräumen und Lofts hergestellt, kopiert, und vertrieben.
Das Polymere Universum ist schon länger unter uns. Seine Ursprünge verlieren sich, von gewissen historischen Momenten und Anhaltspunkten abgesehen, in einem geschichtlichen Dunkel.
Manches geht auf den Benzolring zurück, auf die sonderbare Halluzination des Wissenschaftlers Kekulé. Die regenbogenfarbenen Ringe, die Newton im Glas und auf Wasserflächen sah, lassen sich vielleicht als Vorzeichen oder Epiphänomene verstehen.
Also nicht nur materiell, grobstofflich, nein, auch feinstofflich, geistig oder mental ist Polymeres Universum präsent, und sei es auch nur als eine Art ausbrechende / ins Bewusstsein einbrechende (IG)Farbexplosion.