Tagebuch

Heute die lange versäumte Besinnung aufs Wesentliche in Angriff genommen.

So geht das nicht weiter, immer an den Rändern, im Ausgefransten entlang.

Es muss einen Kern geben und den kann man auch knacken.

Daher diese ersten Zeilen in einem Tagebuch, das natürlich nicht zu Ende geschrieben, ja, nicht einmal fortgesetzt werden wird. Es ist bloß für heute, für jetzt, um zur Besinnung aufs Wesentliche zu kommen. Das allerdings muss erst einmal aufgespürt, angenommen, vielleicht sogar erst noch erfunden werden.

Eine Ahnung sagt, es ist nicht weit weg.

Und wo es ist, sein Geruch, eine gewisse Frische wie die im Herbst, ein Hauch, aber nicht nur in Kleidern.

Atem wesentlich, weil Hauch ebenfalls ist. Genauso der Wind, von dem es heißt, er blase meistens vergeblich, blähe seine Backen und hole höchstens mal Luft, wohne, wenn er nicht blase, in luftleeren Säcken.

Aber ist es überhaupt wahr? Hört man ihn Luft holen?

Wahr ist diese Vergeblichkeit, diese Eitelkeit, von der schon Salomo spricht.

Gesetzt, in Liebesmüh und Vergeblichkeit sei eine Spur, eine Spore zu finden, herabgeweht aus den Farnkräutern, die auf dem Mauerwerk sprießen, das den Garten Eden umläuft, nicht vom ominösen Baum selbst, aber herabgeweht von einer plötzlichen Böe …

wenn also im Umsonst angepflanzt wäre, wie auf einem Haufen von Kompost und daselbst heftiger grünt, blüht und gedeiht als irgendwo sonst, umhegt von Liebesmühe, die sich hier natürlich völlig vertut, also dann

wäre alles neu zu bedenken und du könntest das Tagebuch schließen

zuklappen ohne

darin mehr zu hinterlassen als

diese paar Zeilen.

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