Vogelstimmen

Amseln reden gut zu. Aber im Grunde genommen versteht man kein Wort.

Tauben tönen eher als dass sie reden.

Daraus werden in den Hörenden Namen und Worte aus anderen, aus teils phantastischen Sprachen. Ein vielleicht bescheidenes Vokabular, das sich jedoch durch beharrliches Wiederholen gut einprägt.

Dem Kuckuck liegt der zweisilbige Doppelruf im Blut. Es ist ein Urwort, orphisch, dem der Vogel in den unterschiedlichen Sprachen und Weltteilen seinen Namen verdankt.

Den lernt er weder im Grasmückennest noch bei den Rabeneltern. Den hat ihm auch kein Adam gegeben, der sonst alle Lebewesen benannt haben soll.

Umso erstaunlicher, dass jeder Kuckuck ihn weiß und daher seinesgleichen trotz großer Entfernung erkennt. Lauter Einzelgänger. Wäre der Kuckuck geselliger, er würde sehr bald eine Sprache entwickeln, eine Art blaupurpurner Samt mit hellen und dunklen Flecken darin.

In der Koldinger Auenlandschaft ruft einer immer nur ein einziges Wort: „Abhub, Abhub“. Eine leicht veränderte Aussprache. Ein entfernter Artgenosse und Nachbar begleitet ihn phasenweise mit einem doppellautigen „gúgu, gúgu“. Dann klingt das es wie im Refrain oder als wäre einer das Echo des andern.

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