Im Denken und Phantasieren werden der Bereich Himmel und der Bereich Erde auseinander gehalten.
Zwar wird zugestanden, dass sie zu einander gehören, dass sie zusammengehören als ein ungleiches Paar. Wie unten und oben, wie hell und dunkel, wie stofflich und geistig.
Doch das verführt bereits dazu, die Übergänge zu übersehen, die es zwischen beiden gibt.
Wo fängt der Himmel an? wo hört die Erde auf? Sind die äußersten Schichten der Atmosphäre, sind Stratosphäre und Ionosphäre der Erde oder bereits dem Himmel zuzurechnen?
Und was ist mit den Himmelskörpern, die sich dort oben, dort draußen befinden und mit den Sternschnuppen, die da oben ihr plötzliches Wesen treiben?
Irdische Lust und himmlisches Vergnügen lassen ahnen, dass der Gegensatz von Erde und Himmel ein bloß erdachter, ein bloßes Konstrukt ist. Als wäre eine Zwischendecke eingezogen, eine undurchlässige und undurchsichtige Folie dazwischen gespannt.
Nun – wie sieht es mit dem Reich der Himmel aus, das den Inhalt und Kern der jesuanischen Verkündigung ausmacht: ist das nicht auch von festen Bestandteilen durchsetzt wie der Himmelsraum, in einer Hinsicht begrenzt, in einer anderen unendlich?
Den Anstoß zu diesen Überlegungen gibt eine Stelle im Brief an die Epheser:
„Denn wir haben nicht gegen Menschen aus Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern gegen die Fürsten und Gewalten, gegen die Beherrscher dieser finsteren Welt, gegen die bösen Geister des himmlischen Bereichs.“ Epheser 6, 12[1]
Dort oben ist eben nicht alles nur gut und schön. Die oberen Regionen sind mit Gut und Böse durchmischt, also keineswegs konfliktfrei und geglättet, vielleicht in anderer Weise, in anderen Proportionen als es hier unten auf der Erde der Fall ist.
Doch befinden wir uns nicht auchauch hier unten in einer Suspension, wo Gutes und Schlimmes einander durchdringen, sich verdichten (kondensieren) und sich wechselseitig wieder verdünnen?
[1] Einheitsübersetzung