CANGO

Finde ein Wort, eine Buchstabenkombination, erfinde einen Namen für eine Sache, die dir wichtig wird, für einen von dir eingeführten neuen Artikel, für eine Webseite, für einen Artefakt, der nicht namenlos in die Welt treten soll.
Aus diesem Antrieb erfinde ich Cango. Es kommt mir so in den Sinn, wer weiß woher. Es klingt nicht schlecht. Ich spreche es vor mich hin. Naja, ein Amerikaner würde daraus can go hören. Das soll es eigentlich nicht bedeuten. Auch klingt es an Tango an, eine schöne, aber doch ganz anders geartete Sache. In unserer vielsprachigen Welt muss überprüft werden, wie es sich in anderen Sprachen anhört, an welche Begriffe und Sachen es dort anklingt. Wenn ich Cango für mich alleine verwende, oder auch als Code für meinen Bankzugang online, habe ich keine Probleme. Die ergeben sich erst, wenn ich meine Mailadresse so nenne, cango@web.de. Diese Adresse, per Tastatur eingegeben, wird bestimmt zeigen, die Bezeichnung cango hat sich schon längst jemand oder eine Institution gesichert, unter den Nagel gerissen. Cango ist nicht mehr zu haben. Denk dir was anderes aus. Beim Googlen taucht eine Firma dieses Namens auf. Cango ist längst eine Marke. Unter diesem Namen werden z.B. Strümpfe vertrieben, wird Werbung gemacht für Modeartikel und Accessoires oder für eine Bonbonsorte, einen Kaffee aus Südamerika.
Aber cango hört sich schön an. Es entspricht mir, mir mehr als irgendwelchen Strümpfen oder Süßigkeiten. Ich möchte nicht so schnell davon lassen. Vielleicht sollte ich das Wort anreichern, mit weiteren Buchstaben oder Zahlen. Concango klingt auch nicht übel. Oder concango1. Oder concango1a.
Ja, ich weiß beinah schon vorher Bescheid. Dennoch werde ich nachher concango in die Suchmaschine eingeben. Was wird passieren?

Ich bringe diese Untersuchung erst einmal zu einem Ende, ehe ich mich bereite für den ablehnenden Bescheid aus dem Netz.
Ich tue erst einmal noch so, als gehöre das zu concango modifizierte Wort mir, dem Finder, dem Adressat einer offenbar gutgemeinten Intuition. Vielleicht der falsche Adressat? Vielleicht einer unter Zehntausenden, denen im selben Augenblick cango/concango zugeflogen ist.

Wir werden uns miteinander auseinandersetzen müssen, unterschwellig, unter Vermeidung von Diskriminierung und Streit, ohne Pochen auf Priorität, Anciennität und dergleichen. Wir lassen sie einmal beiseite, die daraus eventuell erwachsenden’legalen‘ Rechte, den wiederum daraus erwachsenden Streit.
Copyright kennen wir, aber davon soll unter uns nicht die Rede sein.
Wie verfahren wir weiter? Wie gehen wir um mit diesem gemeinsamen Zufall?
Ich schlage vor, wir vergemeinschaften ihn ganz offiziell.
Wir bilden eine lockere Kooperative mit dem Ziel, mit Cango zu arbeiten. Ein offenes Forschungsprojekt. Niemand ist verpflichtet, jedermann kann beitreten.
Wir nehmen Cango als Zuwort auf, prädikativ oder präpositional, als Zugwort oder so, je nach den Umständen und Verhältnissen, in denen jemand von uns lebt.
Die einen sollen es sich ruhig um den Hals hängen oder an die Wand. Wer cango/concango für ein Gedicht fürs Badezimmer oder für einen Wortsalat braucht, als ultimatives Gewürz – warum nicht? Jeden Versuch der Patentierung oder einer ähnlich feindlichen Übernahme weisen wir entschieden zurück.
Gemeinschaftlich setzen wir cango/concango, das Wort/diese Worte von jeder festgelegten Bedeutung, von jedem fixierten Gebrauch frei und stellen es unserer kleinen Öffentlichkeit zur freien Verfügung. Früher hieß so etwas Emanzipation, ein Entlassen aus der Hand, ein Öffnen der dadrum und darum geschlossenen Faust.
So. Und jetzt schauen wir im Internet nach, wer vor uns schon Ansprüche geltend gemacht hat und diese womöglich noch festgeschrieben haben wollte.

Hier nun die Ergebnisse der Internetrecherche:
wie nicht anders zu erwarten, gibt es Cango bei eBay. Dort gibt es alles, vielleicht außer eBay selbst.
Als nächstes gibt es Cango als „Top Anbieter zu kleinsten Preisen“.
Daran schließt sich an www.cango.ro, eine rumänische Webseite:
„About us
CANGO is specialized in CANbus and vehicle data signals and develops and produces products and solutions for CANbus and vehicle data processing. We have a vast experience in ….“
Eine auf Datensignale und entsprechende Apparaturen spezialisierte Firm.
Hmm – sollten die durch elektronische Medien ausgeschickt haben, was uns hier so beschäftigt?

Die schönste und passendste Auskunft gibt, wie mir scheint, ‚Wikipedia‘:
„Die Cango Caves sind ein Höhlensystem in Südafrika, Provinz Westkap und werden zu den schönsten Höhlensystemen der Welt gezählt.

Cango 1 ist für Besucher zugänglich – im Rahmen einer normalen Besichtigung sind etwa 600 m, im Rahmen einer erweiterten Besichtigung sind etwa 1200 m zugänglich. Der ehemals schwer zugängliche Weg über Steine und Spalten wurde mit dem Schlamm, der ursprünglich den Höhleneingang blockiert hatte, eingeebnet.“

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