Kogel und Schrofen

Der Süsterkogel und der Plater Schrofen bilden, aus der Luft, zum Beispiel aus einer Linienmaschine der Route Augsburg-Milano gesehen, eine logische Einheit. Der Passagier, der das Glück hat, einen Sitz am kreisrunden Fenster zu haben, wischt das beschlagene und von unsachgemäßer Behandlung leider schon ein wenig zerkratzte Plexiglas am besten mit seinem Brillentuch frei. Dann sieht er sie unter sich liegen, eine durch langgezogene Firne und Schneefelder logisch verbundene Gruppe.

Doch leider steckt hinter der vorderen noch eine hintere Seite, an die das Tüchlein nicht heranreicht. Winzige Gewächse aus Wasser, zu Nadeln zusammengefroren, hindern den Blick in die Tiefe. Im Rauschen der Turbinen dort draußen und im gleichförmigen Summen der Lüftung im Innern entschwebt das in der Bergwelt so umstrittene Massiv. Vielleicht hat der Süsterfranz doch recht, wenn er steif und fest meint, es sei auch der Logik entzogen. Was wir unter Logik verstehen, versteht er nicht ganz, aber im Kogel kennt er sich aus und erläutert der Fachwelt, wie dazu der Schrofen im Gegensatz steht.

vorletzte Geschichte aus den Tiroler Bergen, 1994

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