Ein Geschenk ist eine ‚unentgeltlich überlassene Gabe‘. Sie erfolgt außerhalb des marktwirtschaftlichen Sphäre und entzieht sich aller Nutzen-und Kostenberechnung, aller Spekulation. Sie ist den üblichen Formen des Austausches, der Zirkulation, ja sogar der Reziprozität enthoben.
Ein Geschenk ist ‚acte gratuit‘, ein Gratisakt, in der Regel Ausdruck von Zuneigung, Liebe, Freundschaft. Ein Geschenk, mit dem ein bestimmter Zweck verfolgt wird, ist kein Geschenk mehr, sondern Bestechung. In dieser wird nicht nur eine zwischenmenschliche Beziehung korrumpiert, sondern auch der Sinn des Geschenkes selbst.
Im alten Deutsch hatte skenken die Bedeutung von zu trinken geben. Diese scheint in Worten wie einschenken, Ausschank, Schenke noch heute durch.
Es fällt nicht schwer, den Zusammenhang der beiden Bedeutungslinien schenken und zu trinken geben aufs allererste Trinken zurückzuführen, nämlich auf das Säugen durch die Mutter, das Saugen des Kindes an der mütterlichen Brust. Ein exemplarisch unentgeltliches Geschehen und zugleich die erste Stillung eines (oralen) Begehrens. Dementsprechend bezieht sich Schenkung, schenkunge noch bis zu Beginn der Neuzeit auf das Stillen von Kindern. *
Als ganz frühe und initiale Erfahrung hat es sich der Vorstellung von schenken und Geschenk eingeschrieben. Nach Art einer Urszene wiederholt sich diese Stillung beim Konsumieren geistiger Getränke im Wirtshaus, in der Schenke.
*vgl. dazu Wolfgang Pfeifer, Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. Berlin: Akademie-Verlag 1989, s.v. schenken