kein Ende der Veränderung

Beim Durchblättern des Buches „Das ewige Antlitz“, einer Sammlung von Reproduktionen von Totenmasken namhafter und bedeutender Menschen, stößt Canetti der Gedanke zu, dass die Verschiedenartigkeit der Menschen „sich bis in den Augenblick des Todes steigert“. Die Totenmaske siegelt das Antlitz zwar erst Stunden nach dem Hinscheiden. Aber dennoch ist in dem Gesicht noch die ganze Komplexität des zurückgelegten Lebens enthalten. Das Schwinden hat erst unmerklich eingesetzt, ist in der Maske gerade eben noch stillgestellt.
Im Übrigen ist jedoch alles, was die verstorbene Person betrifft, einem Prozess der Verwesung und Verwandlung ausgesetzt, nicht nur der Leib, sondern auch die Stimmen, Tonfall und Mimik, sind „eigenen Gesetzen der Auflösung unterworfen“* : Auflösung und Fortentwicklung in den Überlebenden, in deren Gedächtnis, aber auch – und natürlich noch dramatischer – in Gestik, Redeweise, Gebärdensprache all derer, die in mimetischer oder genetischer Beziehung zu der verstorbenen Person stehen oder gestanden hatten.

*) Elias Canetti, Die Fackel im Ohr, München: Hanser 1982, 272

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