Merkwürdige Bildrede von den Wolken, auf denen der Menschensohn am Ende der Tage kommen soll. Warum auf Wolken? Warum nicht – zum Beispiel – in einem Lichtstrahl, auf einer Woge, in einem Sturm?
Nein, „siehe, er kommt mit den Wolken“, verkündet die Apokalypse des Johannes, Offenbarung 1, 7.
Bereits in den Visionen des Daniel „kam einer wie eines Menschen Sohn mit den Wolken“, Daniel 7, 13 .
Und warum steht im Psalm, Psalm 68, 34, Gottes Macht sei in den Wolken?
Wolken sind Gebilde ohne feste Substanz, begriffen in einem steten und unbegreiflichen Wandel ihrer Gestalt. Sie entstehen an einem heiteren Himmel gleichsam aus nichts und vergehen, verdunsten ins Unsichtbare.
Als Metapher, als bildhafte Vorstellungen haben sie in der mosaischen und jesuanischen Überlieferung eine ausgeprägte Geschichte. Sie erinnern an den Wind, von dem auch niemand weiß, wo er herkommt und wohin er weht, auch in den Zeiten präziser meteorologischer Voraussagen und exakter Anemometer.
Ist es das Wolkendunkel, ihr Schatten, sind es die hellen, an Schwangerschaften gemahnenden Bäuche der Haufenwolken im Sommer? Oder tragen die Blitze zum Numinosen der Wolken bei, der Wetterstrahl, der unangekündigt aus einer Wolke hervor fährt?
„Wer sind diese, die wie eine Wolke geflogen kommen?“, Sprüche 60, 8
Wolken verhüllen und werden doch zu Schauplätzen, zu Orten und Räumen übernatürlicher Erscheinungen.. Sie bedecken und lassen doch durchscheinen, dass sie verbergen.
„Verstehst du dich auf das Schweben der Wolken?“, wird Hiob gefragt. Nein, natürlich nicht.
Sie bilden heute schon Berge, Türme und Schlösser, atemberaubende Gewölbe und Höhen, die dann, wenn Menschensohn oder Menschentochter kommt, mit unseren Träumen davon schweben, vielleicht auch in Nichts auflösen, das wir gerade einmal aus Andeutung kennen..