scannen und Scans

ist schon längst kein Fremdwort mehr. Die Popularisierung digitaler Technik im Bereich von Text- und Bildverarbeitung hat Scannen ins sprachliche Gemeingut eingebürgert. Einen erheblichen Beitrag zur Verbreitung des Begriffs  haben die Virenschutzprogramme geleistet, dann natürlich auch die speziell zur Text- und Bildreproduktion entwickelten Kopiergeräte. Sie haben einen Erkennungsvorgang im Vorlauf, ein Scannen im engeren Sinne. Über den angeschlossenen Drucker ist dieser Vorgang entscheidend beteiligt an der Herstellung von Bild- und Textausdrucken, die in vielfältiger Weise eingesetzt und weiterverwendet werden können als Material für neue Originalarbeiten. So hat das Scannen einen Strom eröffnet, in dem Kopie und Original fast nahtlos einander ablösen und ineinander übergehen.

Durch ihre Einbindung in EDV- Netzwerke und eben solche Arbeitsplätze haben Scanner inzwischen unzählige Funktionen übernommen. Sie registrieren an den Kassen in den Geschäften den Preis der vom Kunden aufs Laufband gelegten Artikel und durchsuchen auf den Flughäfen das Gepäck der Reisenden nach Messern und Bomben.

Der allgemeinsten Definition nach ist ein Scanner eine Vorrichtung, die einen Elektronenstrahl ausschickt mit dem Ziel, ein Bild von dem zu produzieren, was „drinnen“ ist.[1]

So verbindet sich in der Umgangssprache mit dem Scannen stärker die Vorstellung von Kontrolle, von Ausspähen, als die von Bildproduktion. Unbekümmert darum tragen hier im Hause die Hundertschaften von Reproduktionen, die im Laufe der vergangenen Jahre über den heimischen Scanner hergestellt worden sind, den Namen Scans.

Mit Bestimmtheit haben schon viele private und womöglich auch geschäftliche Produzenten, Künstler, Kopisten und andere mehr an dieser Bezeichnung Gefallen gefunden, die aus einer schlichten Substantivierung der Verbalform erhalten werden kann. Sie gibt besser als Kopie und copy zu verstehen, dass sich das Produkt einem technischen Vorgang verdankt, bei dem sowohl Auslassungen wie auch Hinzufügungen kennzeichnend, ja konstitutiv sind.

Ein Scan ist niemals das getreue Abbild einer Vorlage und kann es – jedenfalls bislang – auch nicht sein. Der Scan – oder müsste es das Scan heißen? – hat  solange er/es auf dem Bildschirm steht, dort eine weitgehend unstoffliche Gestalt. Ausgedruckt verändert sich diese Erscheinung entsprechend dem Papier und den Kartuschen, die im Drucker verwendet werden usw.

Abschließend wäre noch anzumerken, dass dem älteren Englisch die heutige Bedeutung von to scan fremd war. Ein ausführliches Wörterbuch aus dem Jahre 1921 vermerkt als ursprüngliche und wörtliche Bedeutung to climb, bzw. to mount by steps. Das lateinische Quellwort hat sich auch in deutscher Sprache erhalten. Es lautet skandieren.



[1] scanner = a machine that passes a beam of electrons over something in order to produce a picture of what is inside ... (Longman, Dictionary of Contemporary English, 1995)

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