geschenkte, verdorbene, erschlichene Bilder.
die erschlichenen: manchmal, leicht angegangen, fast schon verdorben.
das macht ihren leicht perversen Reiz, ihren haut gout aus.
insofern sie erschlichen, aber nicht wirklich gestohlen oder geraubt sind, behalten sie neben diesem eigentümlichen Reiz und Geschmack eine seltsame, gleichsam dagegen – gegen die unrechtmäßige Aneignung – sprechende Würde. vielleicht geht diese auf die Anstrengung oder den Angstschweiß zurück, die es den Fotografen kostet, an solche Aufnahmen heranzukommen.
dies sind die Bilder, die nicht aus dem Himmel oder aus den Wolken fallen, sondern wie die sprichwörtlichen Kartoffeln ohne Haken und Schüreisen aus dem Feuer geholt werden. es gehört ein gewisses Geschick dazu. Kunst ist ohne dieses Geschick nicht zu denken. manchmal mit einem Moment von List, manchmal mit einer jähen Hingabe verknüpft – oder mit der Bereitschaft zu Hingabe, List und manchem anderen mehr.
Bilder: sie liegen vor, sie liegen da und müssen nur noch eingesammelt werden, wie das Man, wie die weißen Körner, von denen die Leute lebten beim Durchzug durch die Wüste. Sie nehmen den Geschmack jeder Lieblingsspeise, das Aussehen des jeweiligen Wunschbildes an.
die digitale, elektronisch programmierte und präparierte Apparatur steht im Bündnis mit dem Erschleichen: sie erzielt Bilder beinah ohne Kameramann, ohne bedeutendes Zutun von Auge und Hand. es scheint fast nur noch darum zu gehen, dass die Person, die fotografiert, zu den Bildern ihre Zustimmung gibt.
aber auch, dass die Sujets, Motive und anderen rechtmäßigen Eigentümer, denen die Bilder gleichsam entwendet oder abgeluchst (ab-geluxt = abgelichtet) werden, im entscheidenden Augenblick stillhalten, sich überlisten lassen oder jedenfalls diesen Übergriff stillschweigend dulden.
