„Auf meiner Grabestafel dürfen nur zwei Zeilen stehen: ‚Zwi-zwi‘. Das ist nämlich der Ruf der Kohlmeisen, den ich so gut nachmache, dass sie sofort herlaufen. Und denken Sie, in diesem Zwi-zwi, das sonst ganz klar und dünn, wie eine Stahlnadel auffunkelte, gibt es seit einigen Tagen einen ganz kleinen Triller, einen winzigen Brustton. Und wissen Sie, Fräulein Jacob, was das bedeutet? Das ist die erste leise Regung des kommenden Frühlings – trotz Schnee und Einsamkeit glauben wir – die Kohlmeisen und ich – an den kommenden Frühling! Und wenn ich den vor Ungeduld nicht erleben sollte, dann vergessen Sie nicht, dass auf meiner Grabestafel nichts stehen darf außer ‚Zwi-zwi‘ …“
Rosa Luxemburg an ihre Vertraute Mathilde Jacob in einem Brief aus dem Gefängnis. Sie wurde auf dem Zentralfriedhof Berlin-Friedrichsfelde beerdigt. Auf ihrem Grabstein steht: „Rosa Luxemburg / ermordet / 15. Januar 1919 Jüdischer Kalender, 5774