Engel

Und alle diese unzähligen Engel, die über Insekten und Schnecken, über Käfer und sogar über Blindschleichen und Krebse, Nattern, Ottern und Fliegen gesetzt sind, über Brennnesseln und Kohlköpfe, über Steine und Orte, was wären sie ohne das, worüber sie gesetzt sind? Und die so intelligent wirkenden Kristalle und sinnlich erscheinenden fleischfressenden Gewächse – wie könnten sie da oder dort sein ohne Engel, die aus der Höhe hinab und wieder hinaufsteigen?

Engel, meint Meister Eckhart, wirken aus der Höhe in die Tiefe und aus der Tiefe in die Weite und Breite. Sie wirken mit als Geburtshelfer, wenn die Seele Gott eingeboren wird. „Wenn Gott in der Seele geboren wird.“[1] Sie wirken nicht aus Pflicht mit, oder weil es ihr Auftrag und ihr Geschäft ist, sondern „sie haben Lust und Freude und Wonne an der Geburt.“ Doch „zu tun haben sie dabei nichts.“ Ihre Geburtshilfe erfüllt sich in dieser Anteilnahme, an einem freudigen Beschauen und Staunen. Bei der Seelen- oder Gottesgeburt haben geschaffene Wesen (zu denen ja auch Engel rechnen) überhaupt nichts zu tun. So Meister Eckhart. Denn: „Gott wirkt diese Geburt allein.“[2]


[1] Eckehart, Von der Stille, 13

[2] ebenda

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