verstehen und vergessen

Nach Hoffmannsthal sind es zwei Triebe, die das künstlerische Naturell bestimmen: der Experimentiertrieb und der Schönheitstrieb, der Trieb nach Verstehen und der nach Vergessen. Ein Platoniker hätte eingewendet, dass es beim Schönheitstrieb ums Erinnern geht, ums Aufrufen der Nachbilder des idealen Schönen, die dieses in uns eingedrückt, in uns hinterlassen hat.

Aber an diese Zugänge mag man schon lange nicht mehr recht glauben.

Also handelt es sich beim Erinnern, eben weil es unmöglich oder verstellt ist, in Wirklichkeit wirklich um ein Zurückdrängen der minder subtilen, aber doch immer noch ganz schönen und attraktiven Angebote, die uns diese Welt mit – und aus –  ihrem Durcheinander, ihren wirbelnden Fragmenten macht.

Und noch etwas: erinnern nutzt ab, nach und nach; es macht vergessen und gleicht diesem umso mehr, je abgenutzter es ist.

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert