der Irrläufer

„Ich habe in meinem Kopf einem Gedanken Zuflucht gewährt, nun werde ich ihn nicht los.“[1]

Ich habe Glück: er vermehrt sich nicht. Er ist alleine gekommen und wird von alleine gehen müssen. Er hat mir mit Schwangerschaft gedroht. Aber ich weiß, er ist ein Neutrum. Das weiß ich. Und nachts, wenn ich Schlaf suche, höre ich ihn randalieren. Er hat mir leidgetan. Auch bedauere ich ihn immer wieder trotz der Ungelegenheiten, die er mir bereitet.

Doch auch ich tu ich mir leid, der ich über kein striktes Hausrecht, keine strenge Hand verfüge.

Ich hoffe, das Asyl, das ich ihm – wenn auch unfreiwillig und unter starkem inneren Widerstreben –  einräume, als gutes Tun angerechnet wird im Reich der urteilenden Geister. Denn schon längst habe ich nichts mehr zu bieten als sein ständiges Rumoren in mir.


[1] Stanislaw Lec, Unfrisierte Gedanken, 381

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