im Abendlicht

Ein Inselreich. Hier geht die Sonne gerne am Horizont, den das Meer aus einer Ewigkeit in die andere zieht, unter. Sie beleuchtet die aus der Meeresbläue aufragenden Felsinseln mit einem tiefen Orange. Ein Schwarm silberschuppiger Sardinen springt aus der Oberfläche der Wasser empor. Die Sonne erglänzt in unzähligen Schuppen und in kleinen Wellen, die nun an die Steilküsten schlagen. Ein Tintenfisch häkelt mit seinen Saugarmen und Näpfen, die an Fingerhüte erinnern, durch die Tiefe, in die das helle Blau des Meeres, als Aquamarin, gerade noch hinreicht. Delphine gibt es hier auch. Sie sprechen miteinander, weil sie es gelernt haben. Sie sind es gewohnt, mit Menschen, mit diesen sprechenden Wesen, Kontakt aufzunehmen. Sie retten Musikanten, wenn sie ins Wasser fallen oder von bösen Seeleuten über Bord geworfen werden.
Zwischen den Inseln des Inselreichs geht ein schwaches Meeresleuchten auf. Das sind Würmer, die gegen Abend wie Funken in Massen aus den Tangwäldern aufsteigen. Rochen tiefschwarz schweben wie Triangel dazwischen hindurch und darunter hinweg. Seesterne atmen den Ozean ein und atmen ihn wieder aus. Ebenso die zauberkundige Medusa, in einer prachtvollen Qualle erscheinend. Submarine Kammern, Kabinette, Wunderwerke.
Müsste sie nicht immerfort versinken und wieder aufgehen, in einer ägyptischen Barke von einem Horizont zum anderen fahren, müsste sie nicht – sie würde gerne in diesem Reich bleiben, als Orange zum Beispiel in einem Baum, der mit dunkel grünendem Laub schon seit Menschengedenken in der Mitte dieses paradiesischen Inselreichs aufwächst.

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