am Strand

Am Strand. Sie betrachtet die leeren Schaukelstühle. Die Saison hat noch nicht begonnen. Der Wind kommt vom Meer, fährt ins gebogene Holz und bringt die Stühle zum Schaukeln. Er bringt Wellen mit von den Inseln, von England, von Helgoland holt er sie ab und wirft sie auf den Strand. Sie fallen weich auf die flache breite Küste, die ganz aus Sand ist. Die dunklen Tage und kalten Nächte, in denen ihm, als Sturm, zum Schmettern zumute war, sind vorbei. Das nahende Frühjahr, die milde Witterung, der bronzefarbene Glanz auf dem Wasser, mit Blau durchquirlt – das hat ihn sanft , beinah träumerisch gemacht. Er schaukelt die leeren Stühle, die sie noch immer, in Gedanken verloren, betrachtet.

Leichtes Atmen aus den Antennen, die spitz in den Himmel gehen. Wie aus Schnorcheln atmen sie, die Strandkörbe, über Nacht herbeigezogen, als wollten sie den Schaukelstühlen das Gelände streitig machen.
„Man wird sich doch wohl noch vertragen können“, legt sie beschwichtigend ein.
Vom Scheitel einer Düne kommt ein Zirkuswagen herabgerollt.
Drinnen bäckt man kleine Brötchen aus Strandhafer.
Die Liliputanerin, auf einer Trittleiter sitzend, streut Kümmel, Anis und Salzkörner über die Bleche. Der Dompteur schiebt sie in den improvisierten Herd, in dessen Inneren die kleinen Brote aufleuchten und kross und knusprig werden. Dann holt er die Bleche mit den Brötchen wieder hervor aus dem Ofen. Nicht er selbst. Eine Zange im Stiel seiner Zähmungspeitsche verrichtet diesen Dienst. Die Liliputanerin schaut von der Höhe der Trittleiter mit glänzenden Augen zu.

Bald ist Hochsaison. Dann kommen von hinter den Dünen die Leute, um die frisch gebackenen kleinen Brote zu probieren und zu essen. Sie verteilen sich, weil die Geschmäcker so verschiedenen sind, zu gerechten gleichen Teilen auf die Strandkörbe aus Weidengeflecht und die Schaukelstühle aus gebogenem Holz.
Sie hat Recht gehabt. Aber sie bekommt es nicht mehr mit. Sie ist bereits nach Hause gefahren und schreibt in Delmenhorst für die Zeitung.

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