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„Der Musiker nimmt das Wesen seiner Kunst aus sich – auch nicht der leiseste Verdacht von Nachahmung kann ihn treffen. Dem Mahler scheint die sichtbare Natur überall vorzuarbeiten – durchaus sein unerreichbares Muster zu seyn – Eigentlich ist aber die Kunst des Mahlers so unabhängig, so ganz a priori entstanden, als die Kunst des Musikers. Der Mahler bedient sich nur einer unendlich schwereren Zeichensprache, als der Musiker – der Mahler malt eigentlich mit dem Auge.“
Das Moment der Malerei als ‚Zeichensprache‘ finden wir in der Stillebenmalerei besonders nachdrücklich aufgenommen. Hier findet die Malerin ein Ensemble von Dingen vor oder arrangiert es. Im Bemalen der Leinwand, des Papiers nimmt sie Bezug auf das, was vor ihr liegt oder steht.
Es wird mit dem Auge gesehen und mit dem Auge gemalt, Malen bedeutet jedoch keine Reproduktion 1:1, sondern Übersetzung der Vorgabe in eine Zeichensprache. Diese ist überindividuell und individueller ‚Dialekt‘ zugleich.
Dieses Malen mit dem Auge verdient eine genauere Betrachtung. Es bedient sich, wie wir alle wissen, natürlich der Hand. Diese Hand hat ihrerseits eine eigene Sprache oder Ausdrucksweise, die sich mit den Impulsen, Informationen und Direktiven, die das Auge gibt, gleichsam vermischt. Sie fließen im Gemälde mehr oder weniger glücklich zusammen.
In das Sehen gehen, wie in jedes Wahrnehmen, nicht nur optische Impulse ein. Das Sehen wird angereichert und unterfüttert durch zusätzliche Informationen, die von den anderen Sinnesorganen geliefert werden. Aber vielleicht noch bedeutsamer sind die Einflüsse, die aus den Vorstellungen einströmen. So zeichnet ein Kind zum Beispiel einen Wagen nicht so, wie er sichtbar wird, mit den zwei sichtbaren Rädern, während die anderen verdeckt oder nur zum Teil sichtbar werden, sondern bringt den Wagen mit seinen vier Rädern auf das Bild. Bei einem Pferd sind alle vier Füße zu sehen, weil es aus dem Wissen der Vierfüßigkeit gemalt wird und weil das Kind nicht den Gesetzen der Perspektive oder der Sicht gehorcht, die das Auge gibt.