auch das

Auch das gibt es oder hat es gegeben: den Apfel, den Newton zur Erde fallen sah.
In Anbetracht der Erkenntnis und der gewaltigen Veränderungen, die dieser Apfel in die Welt gebracht hat, hätte er ein Denkmal verdient zu Füßen des Podests, auf dem der von Eva angebissene und von Adam bis auf den Butzen abgegessene Apfel vom Erkenntnisbaum ausgestellt und bewahrt liegt. Aber Newtons Apfel ist längst vermodert, vielleicht sogar ohne den ihm von der Natur zugedachten Zweck zu erfüllen, nämlich aus sich, aus den Kernen in seinem Gehäuse, einen oder womöglich weitere Apfelbäume entstehen zu lassen. Denn Newton wird diesen zufällig vor ihm herabfallenden und ins Gras gefallenen Apfel, in Gedanken verloren, aufgehoben und in der Hand gewogen haben. Was hat er mit dem Obst gemacht? Wir würden es gerne wissen und werden es niemals erfahren. Leider versteht es unsere menschliche Erkenntnis nicht, den natürlichen Dingen, die sie zur Entdeckung der Gesetze der Natur führt und anleitet, den gebührenden Dank zu erstatten.
Wir halten es für unwahrscheinlich, dass Newton, wie Adam, in den Apfel hineingebissen hat. Er wusste ja bereits, wie Äpfel schmecken, unreife Äpfel, die man besser nicht isst, reife Äpfel, von denen es unterschiedliche Sorten gibt, alle mehr oder weniger schmackhaft, und schließlich solche Äpfel, die man unter Fallobst rechnet und liegen lässt oder höchstens zu Kompott, Cidre oder Obstschnaps verarbeitet.
Der Apfel, der Newton auf die Sprünge half, hätte Besseres als das eine oder andere, als jenes und dieses verdient. Er hat es nicht bekommen. Wir erlauben uns mit einer kleinen Verneigung, ihm diese Ehrung nachträglich zukommen zu lassen, in diesem kleinen Text, den er allerdings auch in jener Unsterblichkeit der Gedankendinge, in die er aufgenommen sein dürfte, schwerlich wird lesen und zur Kenntnis nehmen können.
Man hat gefragt: was war für das Gravitationsgesetz von höchstem Gewicht?
Nun wissen wir es: ein pausbäckiger herabfallender Apfel.
Wir nehmen an, Newton hat in der Hand gewogen und nicht gegessen. Das macht einen Unterschied zur Erkenntnis aus, die sich Adam einverleibte.
Der Apfel fiel herab, weil er reif war, reif für diesen Erkenntnisaugenblick.
Er war mit Sicherheit nicht wurmstichig. Er war auch nicht faul. Als Ursachen für sein Herabfallen ist beides auszuschließen. Er war ganz einfach reif und in dieser Reife war die Zeit, der Augenblick, der kairós herangereift, die in ihm wirkende Gravitationskraft zu entdecken. Das war eine Tat, die der Apfel und Newton gemeinsam vollbrachten, zu deren Vollbringung sie einander brauchten, sich gegenseitig benötigten.
So darf man annehmen, dass die Größe dieses Moments und der Rolle, der er darin zu spielen hatte, ihm ein blitzartig zuteilwerdendes Bewusstsein verliehen. Eine eingegebene, eine intuitive, ein Zeitbruchteil währende Erwählung. Die Erkenntnis, die Newton hatte, sprang wie ein Blitz auf ihn über und sprang zu Newton zurück. Das war eine gemeinsame Sache, zu der beide gleichermaßen beitrugen und die sich zwischen ihnen, wahrscheinlich nur zwischen ihnen und nur in diesem Moment, abspielen konnte.

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