Beinahe unmerklich ist in der Menschheit, beziehungsweise aus der Menschheit eine neue Gattung entstanden: die Promis.
Es würde sich lohnen, einmal zu untersuchen, was diese neue Spezies ausmacht, was sie zusammenhält und untereinander verbindet, ob man in Anbetracht der großen Unterschiede, die es zwischen den einzelnen Personen gibt, wirklich von einer neuen Spezies sprechen kann. Denn Person ist im Fall der Promis schon eine nicht mehr zutreffende Bezeichnung. Besser spräche man von Persönlichkeit. So werden sie zuweilen auch erläutert, als Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Ja, die Öffentlichkeit ihres Lebens ist charakteristisch für die Promis insgesamt und für jedes einzelne Promi. Halt – männlich und weiblich unterschieden sind sie wohl auch. Daher das Promi, die Promi, der Promi. Ihre Geschlechtsmerkmale sind primär und sekundärer Art zugleich, beides stets relevant.
Wenn ein gewöhnlicher Mensch einem Promi begegnet, würde er ihm gerne näherkommen, ihr oder ihm die Hand schütteln. Wenn die Person ein Autogrammjäger oder Photograph ist, jagt sie dem Promi eine Unterschrift oder ein Bild ab, nach Möglichkeit aus allernächster Nähe. Es gilt als das Höchste, Promis zu berühren, die Hand geschüttelt zu bekommen, mit einem freundlichen Blick oder Wort bedacht zu werden.
Daher erkennt man Promis an den Menschenansammlung, die sich um sie herum bilden, sobald sich eine von ihnen ins Licht der Öffentlichkeit wagt oder ein Bad im Publikum nimmt. Es ziehen Blitzlichtgewitter auf, die Menge jubelt oder schweigt ergriffen. Im Publikum werden gerne Kinder mitgeführt. Um ihnen einen unvergesslichen Eindruck zu bescheren, werden sie auch emporgehalten und auf die Schulter gesetzt, vor allem der Väter. So können sie die Berühmtheit nicht nur sehen, sondern aus ihrem Widerschein ein wenig Glanz nach Hause nehmen. Manchmal reicht es bis ins hohe Erwachsenenalter, ohne zu verbleichen oder zu verlöschen.
Für unsere Untersuchung bedeutsam ist, dass diese Menschenart ein LICHT wirft auf die normale Menschheit, der wir angehören. Denn auch wir haben nun eine Aufgabe erhalten. Die besteht darin, zu bewundern, zu staunen über die Höhe, in die sie gelangt sind. Wie haben die es bloß geschafft, so namhaft, so sichtbar und angesehen zu werden? Sicher, es geschieht nicht immer, aber doch oft aus eigener Kraft, kraft Förderung eines wohl gesonnenen Schicksals. Wenn es im Alleingang geschieht, oder wenn mit fremder Hilfe, dann in unsichtbar bleibender Seilschaft.
Wir bewundern sie, weil uns Schwindel ergreift ob der erhabenen und extrem ausgesetzten POSITIONEN, die sie erlangt haben. Wir staunen über Fähigkeiten, denen solch ein jedesmal wieder einzigartiges Können entspringt. Wie können sie sich so hoch oben bloß halten? Wie halten sie es dort oben bloß aus, wo doch die Luft viel dünner sein soll? Sollte die Not, dort oben zu atmen, die Ursache dafür sein, dass welche von den Gipfeln, die sie erstürmt haben oder erklommen, jäh herabgestürzt kommen? Dann beklagen wir sie, wenn sie mit beschädigten oder zerschmetterten Gliedern unter uns liegen bleiben.
Wir schauen sie uns an, schauen zu ihnen empor, als wollten wir ein wenig von dem Segen und Glück erhaschen, Mitwisser werden des Rätsels, das sie emporgehoben hat.
Sie sollen ja mitunter in den Wolkenschlössern wohnen, mit deren Erbauung wir schon als kleine Kinder begonnen haben. WIR haben sie gebaut und sie sind eingezogen. Das hört sich ungerecht an, aber andrerseits sind wir auch glücklich, dass sie nicht leer stehen, unsere Wolkenpaläste, dass es ein nobles Leben in ihnen gibt, das wir in der Phantasie gerne nachzeichnen. Äußerlich sieht es so aus, als wären wir ihr Personal unten am Boden und sie weit über uns oben. Aber wir wissen es besser: wir vermieten unter an sie und könnten, wollten wir nur, Kündigungen zustellen lassen. Aber warum sollten wir wollen?
Weil wir dann erkennen könnten, dass hinter jedem der, die ,das Promi ein Kompromiss steckt: Größe erhalten zu müssen, obwohl man oft wieder
klein/er) sein möchte. Das ist ein Problem eines jeden kleinen Gernegroß.