Fabel

Fabel vom Kuckuck, der im Horst eines Bergadlers schlüpft.
Ein anderes Kuckuckskind findet sich in einem Storchennest wieder.
Ein weiteres kommt im Gelege eines Zaunkönigs zur Welt. Schon bei seiner Geburt ist es so groß wie die Zieheltern.
Seelenleben dieser Kuckuckskinder. Ihre lebenslängliche Beziehung zur Adoptionsfamilie und der Vogelart, der diese angehört.
Feine Unterschiede im Kuckuckruf.
Zum Nestbau: können sie nicht, weil sie nicht wollen, oder wollen sie nicht, weil sie nicht können?
Instinkt als höchst äußerliche und formale Begründung.
Die Scheu – bloß Menschenscheu? – dieser Vögel.
Ihr schneller starker Flügelschlag im Davonfliegen aus einem Baum.
Ihr Rufen reiht Silbe an Silbe, Vokal an Vokal, dunkel an hell. Die Zieheltern haben es ihnen nicht beigebracht, haben es ihnen auch nicht durch Zwitschern, Singen, Krächzen oder verlockende Koloraturen austreiben können.
Ein Echo aus Jahrtausenden.
Es kehrt in jedem Kuckuck wieder.
Aus seinem Echo Stimme erhält dies Wesen, dies merkwürdig solitäre und selbstbestimmte Wesen Namen, Ruf und Zauber.

Es kennt kein Familienleben, keine Bande, kein Brutverhalten.
Anders gesagt: es lernt das alles kennen, ohne zu übernehmen, ohne zu tradieren.
So stark ist die Tradition in ihm.
Es kommt ganz ohne den Erwerb von Überlieferung aus.

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