cogito

„zu guter Letzt heißt Philosophie ‚ich‘ sagen können, denken, indem man ‚ich‘ sagt, in voller Aufrichtigkeit sagen können: cogito.“ *
Zu einem Ich gelangen, das sich sagen, aussprechen, bekennen, erkennen und anerkennen lässt. Erst dann, erst jetzt lässt sich das weite Feld dieser Welt bestellen. Einlösen, was als primärer Auftrag gegeben worden ist: „warten und wahren“, Gen. 2,15, beides in seinen Erweiterungen zur Arbeit, zur Pflege und Fürsorge hin. Wartung als immer neu ansetzende ‚Duldung‘ dieses Eigenen, dieses Ich und der darin enthaltenen Befremdlichkeiten.
Kontemplative Beruhigung und Bündelung, nicht mehr hin und her gerissen zwischen Egozentrik und Egofugalität, zwischen Ichsucht und Ichflucht. Cogitare – heißt das nicht wörtlich ‚zusammenbringen‘, zusammentreiben wie ein Hütehund das Kleinvieh auf der Weide?
Was für eine Kostbarkeit, dieses zusammengekommene, endlich zustande gebrachte Ich, das aus vollem Herzen, in voller Aufrichtigkeit ich sagen kann, ich sein kann!
Es wird den anderen Ort, das Gegenüber schon finden, das es beim Namen nennt.
Es wird mehr und mehr zur Besinnung kommen – ein zwar unendlicher, aber heilsamer Prozess.
Man wird nicht mehr ‚identisch‘ werden müssen mit diesem Ich.
Nichts und niemand zwingt zu dieser Form der Rückfälligkeit, zu dieser dürren Regression und platten Selbstnachahmung.
Den Schubfächern und Kategorien entronnen im lebendigen Austausch, in einem Wir, das mal Du, mal Ich ist, immer wieder anders, in permanentem Stoffwechsel.
Noch nicht im verheißenen Frieden, aber einverträglich, näher und näher im gegenseitigen Wahren und Warten, Gewahren und Erwarten.

*) Emmanuel Lévinas, Außer sich, 23

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