Wahrheit

Was man Wahrheit nennt oder dafür hält, „liegt immer zwischen zwei Extremen, aber nie genau in der Mitte“ (Moritz Heimann, 1868-1925). Sie richtet sich, könnte man hinzufügen, da auf und dort ein, wo die äußersten Enden sich berühren, où les extrèmes se touchent.
Und auch dann steht sie nicht steif und eingepflockt, wie das bei Behauptungen der Fall ist, sondern oszilliert. Daher findet man sie heute dort, wo sie gestern nicht war, auf der gespannten Sehne eines Bogens wippend.
Behauptungen haben Befehlsform. Wahrheit ist bescheidener und gibt sich bloß als Empfehlung, als Rat, der immer dem Rätsel, aus dem er herrührt, verwandt bleibt.

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