„Man schreibt, weil man nicht laut zu sich sprechen kann.“ *
Natürlich kann man laut zu sich sprechen, früher mit dem Risiko, für verrückt gehalten zu werden. Heute, im Zeitalter der Mobiltelefone, fällt niemandem auf, wenn jemand laut vor sich hinredet.
Man könnte durchaus laut zu sich sprechen. Aber man tut es nicht. Weil es nicht darum geht, Worte auszuteilen, sondern sie einzusammeln. Das eigene Ohr vermag das nicht, aber die Hand versteht sich darauf. Sie empfängt im Niederschreiben, was gerade gedacht wird. Sie begleitet es und gibt Rhythmus und Takt, wie ein Schlagzeuger. Das gibt dem Gedankenstrom Ufer.
Beim lauten Reden würden die Worte in einen Raum ohne Boden und Wände geworfen. Sie fielen ins Leere, ungehalten. Beim Schreiben werden sie eingesammelt. Es entsteht daraus eine Spur, die verfolgt und eingehalten werden kann. Darauf kann man auch wieder zurück finden, es sei denn, es geht einem wie den Kindern im Märchen, die beim Gang durch den Wald Brotkrumen ausstreuten. Hinter ihnen kamen Vögel und fraßen den Pfad auf.
Man muss Worte ausstreuen wie Sägespäne, Kohlenstaub oder zerriebene Kreide, je nach Gelände.
*) E. Canetti, Nachträge aus Hampstead, 83