Semmelbrösel

Am Ende eines ewig langen Tages Semmelbrösel:
fein zerstoßen in der Länge, der Lände der Zeit,
staubfein, mit dem Aroma von Anis und Schiffszwieback.
Man sieht: der Tag ist durch. Es hat sich gelohnt, altbackenes Weißbrot unter die Räder zu bringen.
Einer läuft umher mit einem großen Kehrblech, die Haufen wiedergewonnenen Mehls einzuschaufeln. Nur ein Windstoß, dann und wann, macht Teile seiner Arbeit zunichte.

Immer noch bäckt man Klöße, Koteletts werden paniert.
Man weicht es, man brät es an vielen Orten.
Aber nur selten regt sich die Neugier: woher kommt bloß das Zeug?
Sie fragen nicht, in dunkler Ahnung seiner seltsamen Herkunft.

Heute haben wir noch genug zu essen und überall frisch gebackenes Brot
Heute wirft man es weg, das Brot, das gestern noch frisch war.
Es kommt nichts mehr unter die Räder.

5.6.88

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