Glaubens Zweifel

‚im Unglauben gläubig, im Glauben ungläubig‘

Jeder Glauben ist bloß partikular und lenkt ab von anderen Bereichen, in denen man nicht glaubt, vielmehr misstrauisch umherstreicht, sobald es einen dorthin verschlägt.
Eine Person ist davon überzeugt, dass dieses oder jenes bei Beschwerden hilft und anderes nichts taugt, wovon andere meinen, es hülfe. Jeder Menschenglaube ist anders gestrickt, anders verfugt, anders aufgehängt.
Im Prinzip ist jede Person in ihrem Unglauben gläubig, in ihrem Glauben von zweifelhaften Elementen durchsetzt

Glaube ist eine Empfänglichkeit für Dinge usw., die man weder sehen noch hören noch wissen kann usw. Eine vage Empfänglichkeit, die dann von einer gewissen Überzeugung „besetzt“ wird. Glaube setzt eine spezifische Sensibilität (Suszeptibilität) voraus.
Fraglich, ob diese Grundlage erlernt oder erworben werden kann. Mit Sicherheit lässt sie sich nicht weiterreichen. Dementsprechend ist auch die daraus erwachsene Überzeugung, eben der Glaube, kaum mitteilbar, eigentlich nur dann, wenn bei der anderen Person eine analoge Disposition vorliegt, eine Art Seelenverwandtschaft.

Keinem Glauben ist anzusehen oder anzuhören, ob er sich nicht einer weiteren, überaus fragwürdigen Voraussetzung oder Bedingung verdankt, nämlich einer erhöhten Autosuggestibilität.

Wahrscheinlich kommt Glauben nicht aus ohne eine gewisse ‚mutige‘ Bereitschaft, sich auszusetzen, sich unbekannten und ungesicherten Einflüssen und Einströmungen hinzugeben.
Es ist eine in jedem Glauben mitschwingende Anfälligkeit, die einen nötigt, zu zweifeln, zu hinterfragen, selbstkritisch und selbstbeobachtend zu bleiben.
Leider gibt es Gründe – und Beweise – dafür, dass Gutgläubigkeit und suspekte Leichtgläubigkeit nahe beieinander wohnen.

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