Geschichte lehrt dies und das – aber bleibt solche Belehrung überhaupt hängen? Dringt sie ein oder bleibt sie äußerlich?
Wahrscheinlich kommt historische Erfahrung nur dann zum Zuge, wenn sie als mögliche oder zugestoßene eigene Erfahrung angenommen wird. Irgendwann und irgendwo Geschehenes findet eine Déjà-vu, ein Déjà-vécu in persönlicher Lebensgeschichte.
Gewiss, es bleibt zwar ein unverhältnismäßiges Unterfangen, Weltgeschehen und biographisches Geschehen so „persönlich“ auf einander zu beziehen. Aber wäre es nicht noch verkehrter, sie draußen vor zu lassen, auf ihren Zusammenhang, auf ihre wechselseitige Korrespondenz gar nicht erst einzugehen?
„Eine Erfahrung, gegen die man sich nicht gewehrt hat, ist keine Erfahrung. Eine Einsicht, die man nicht wahrhaben will, ist keine Einsicht.“ *
So könnte die Verknüpfung, nicht nur die Parallelisierung, sondern Verknüpfung kollektiver historischer und individueller biographischer Schreckerfahrungen deren Aufarbeitung voranbringen.
*) Elias Canetti, Aufzeichnungen 1973-1984, München/Wien: Hanser 1999, 31