Neujahrsmorgen

Der Pulverdampf der Silvesternacht hat sich in einen trüben Neujahrsmorgen aufgelöst. Durch die verschossenen Raketen und Knallkörper ist es zu einer beträchtlichen Anhebung der Temperaturen gekommen. Ein künstlich erzeugtes Tief lagert auf den Regionen, über die der Jahresbeginn mit Knall- und Feuerwerk hinweggezogen ist. Eine unnatürliche Stille herrscht, eine Stille der Ausnüchterung und des Schweigens, das die nächtlich aus ihrem Schlaf verscheuchten Vögel hinterlassen haben. Katzen und Hunde liegen zusammengekrümmt dort in den Wohnungen, wo sie der Schrecken der Nacht zurückgejagt hat. In den Straßen die Reste der zerrissenen Feuerwerkskörper, Raketenstöcke, detonierte Sektflaschen. Eine trübe Gestalt tappt durch die Hinterlassenschaften blödsinniger Orgien und fischt Heringsreste und Gabelbissen aus dem Dreck.

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1 Antwort zu Neujahrsmorgen

  1. sylvia sagt:

    und kater streunen durch die hirne, alle windungen hinauf und hinunter, maunzen und fauchen und schlagen ihre krallen in die malträtierten köpfe, die im nachrausch sirren und summen. es hilft nicht, liegen zu bleiben, das macht sie nur noch wilder, die kater. darum erheb dich aus der lakengruft, schnür die schuhe und lauf in den wald, über nasses laub, unter triefenden zweigen hindurch, sieh die nassen glänzenden äste, sie winken dir, winken dich tiefer hinein in den neujahrsmorgen, geh einfach weiter, bis die kater sich schleichen und eine fadenscheinige sonne für momente erscheint.

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