Seneca empfiehlt, „nicht nur den Menschen, auch den Dingen muss man die Maske herunterziehen und ihr Gesicht wieder herstellen.“ Kein ganz einfaches und auch kein ganz ungefährliches Unterfangen, bei Dingen wie bei Menschen. Denn wir heißen ‚Personen’, weil wir mit unseren Masken und Rollen eins geworden sind. Werden die herabgerissen, verlieren wir erst einmal das Gesicht, ohne dass unser (eigentliches und eigenes) Gesicht, von dem Seneca redet, sogleich da wäre.
Verhüllungen machen nicht nur unkenntlich, sie geben auch Schutz und Geborgenheit.
Die Erkenntnis frappiert, dass nicht nur Menschen, sondern auch Dinge eine „persona“ haben.
Vielleicht sind zunächst nur diejenigen befugt, diese Larven und Augenbinden, Gesichtshülsen und Charaktermasken abzulösen, die sie einst – oder im Laufe der Zeit – angebracht haben. Damit befreien sie nicht – oder nicht nur – die Dinge, sondern geben auch sich selbst, ihrem Sehen und Erkennen, ihrem Getast und Gefühl eine Chance, eine Richtung, sich zu entwickeln.
Auch Dinge haben eine Haut, ein Fell, einen Panzer, eine Maske.
Sie können in Austausch und Blickkontakt treten.