Stumpfsinn

Unerschöpfliche Wunder des Stumpfsinns.

Sie werden leicht übersehen, weil dieser Sinn so stark in sich gekehrt ist. Er macht kein Aufheben von sich. Er ist einfach da, ein Sinn unter Sinnen, eingestülpt und daher nahezu unsichtbar und unmerklich.

Stumpfsinn herrscht nicht und wird nicht beherrscht. Er hat keine Neigung dazu, weder zum einen noch zum anderen. Ein gleichsam ruhender, ein latenter Sinn. Spitzfindigkeit und wache Aufmerksamkeit, diese extravertierten Vermögen, mit ihnen hat er nichts zu schaffen.

Stumpfsinn ist Spürsinn, der sich nach Innen aufgemacht hat. Unter einer ausgebreiteten Oberfläche, die an Rinde oder ein dickes Fell erinnert, schlummert der Stumpfsinn, scheint er zu schlummern wie unter einer Bettdecke. In Wahrheit liegt er hellwach und seine Träume haben die Kraft wacher Zustände.
Sie bereiten solche stillschweigend vor.

So ist das. Und wenn dem so ist: ist das nicht eher Camouflage, das listig verdeckte Spiel irgendeines anderen, womöglich sogar unbekannten Sinns, der unter eine Decke geschlüpft, gleichsam in Deckung gegangen ist, um ungestört seine weltbewegenden Pläne zu schmieden und voranzutreiben?

Sicherlich ist Stumpfsinn auch eine ausgeprägte, allerdings ins Unscheinbare abgewandelte Form von Eigensinn, ein Gegensinn zu den beweglichen und eklatanten  Wahrnehmungssinnen, die wir alle kennen. Den Stumpfsinn kennen wir nicht. Er hat sich vorsorglich im Dreck gewälzt, in der Asche, um zum Schein seinen Winterschlaf anzutreten, ungestört zu bleiben im immer noch warmen Herdbereich.

 

 

 

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