Manchmal sehen sie aus, als hätten Bosch, Breughel oder Caspar Friedrich beim Verweilen in sie hineingeschaut, sich in ihnen verloren und genau den Anblick verliehen, mit dem sie im Auge der Kamera auftreffen.
Vielleicht verhält es sich ähnlich, wie Saul Steinberg einmal meinte: „beim Anblick eines prächtigen Sonnenuntergangs suche ich in der unteren Ecke unwillkürlich nach der Signatur des jeweiligen Künstlers (ich selber kann kaum zeichnen, außer dann und wann Katzen, Menschen nur im Profil).“
Auch Bäume sind in Wahrheit schwierig zu zeichnen, weil es keine übereinstimmende Vorlage gibt, weil jeder Baum anders aussieht, sobald der Betrachter auch nur einen einzigen Schritt zur Seite hin macht. Kein Baum auf der Welt gleich einem anderen, nicht einmal wirklich sich selbst. Die jeweilige Belaubung überschattet diese Einmaligkeit, die in der blattarmen Jahreszeit desto stärker hervortritt. Dann zeigen sich diese sonderbaren Geschöpfe filigran und knochig, durchscheinend und beharrlich als Visualisierungen des Raums, den sie einnehmen.
In ihrem Holz, im Geäst ist erzählt und aufgestaut, was uns zwischen den Fingern zerrinnt und in Buchstaben, Worten und zwischen den Zeilen nur spärlich hängen bleibt.
die blattarme jahreszeit zeigt bäume im gegenlicht als
kalligrafien, mit all ihrem geäst, geknorre geknarze drehungen windungen fast geisterhaft immer kraftvoll oft tänzerisch beschwörend – faszinierend ohne all das verschwenderische verbergende laubwerk, das den blick auf die wintergeheimnisse nicht zulässt…