nicht vereinbar

Den Pythagoräern werden viele wichtige, die Natur der Welt und die Ordnung des Kosmos betreffende Erkenntnisse zugeschrieben. Aber ihre vielleicht größte und folgenschwerste Entdeckung, die sie lange geheim gehalten haben, ist die des Prinzips der Inkommensurabilität

in allen Dingen, insbesondere im Reich der vollkommensten geistigen Ordnung, in Mathematik und Geometrie. Der Ausdruck dafür lautet bei ihnen
alogía
was dem Hauptsinn nach Unvernunft, Irrationalität bedeutet, oder Inkonsequenz und Widerspruch.


Das Verschweigen oder Unterdrücken des inkommensurablen Moments in den meisten vernunftgeleiteten Theorien gehört zu den Verhängnissen europäischer Geistesgeschichte.

Der Widerstand oder auch Widerspruch, den die Phänomene und Sachverhalte immer wieder gegen ihre allzu schlüssige Erfassung geltend machen, ihr Ungehorsam gegen die Zwangsverordnungen der Ratio wurde schlicht mit ihrer Nichtbeachtung erwidert oder bestraft.

Für Nichtbeachtung und Ungehorsam steht dasselbe Wort alogía.

 

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Schrödinger erinnert an die Verlegenheit der antiken Naturforscher, eine Zahl zu finden für die Diagonale eines Quadrats mit der Seite 1.

Heute sagen wir „Wurzel aus 1“ und erhalten einen Dezimalbruch mit unendlich vielen Stellen.

Wir fühlen uns heute imstande, jedem Punkt auf der Geraden von 0 bis 1 eine bestimmte Zahl zuzuordnen, ja sogar zwischen 0 und plus unendlich, wenn nur der Nullpunkt vermerkt ist. Kurzum, wir fühlen uns im Besitz des Kontinuums, wir haben es gemeistert.

Wir haben den Brocken geschluckt, den Klotz des Sisyphos, Achill samt der Schildkröte und Zenons fliegenden Pfeil.

Wir wissen inzwischen, dass eine Linie nicht aus Punkten und dass ein Punkt aus gar nichts besteht.

 

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