In der jüdischen Tradition erscheint Bezalel, der Verfertiger der Stiftshütte, als Prototyp des Künstlers. Er wird ausgegeben als Enkel des Chur (oder Hur). Dieser wiederum hatte seinerzeit gegen die Herstellung des Goldenen Kalbs protestiert, war dabei in Lebensgefahr geraten oder sogar zu Tode gekommen (Shemos Rabbah 48:3).
Urahn und Enkel vertreten dieselbe Linie: der wahre „bildende“ Künstler ist ein Gegner der Idole, skeptisch gegenüber allen Formen des Bilderdienstes oder Bilderkults.
Chur und Bezalel sind Glieder in der genealogischen Kette, die von Kaleb und Miriam über David zum Messias führt.
„Bezalel“ bedeutet namentlich denjenigen, der „im Schatten Gottes“ steht, also nicht im Bilde eines Menschen, sondern im Schatten Gottes.
eine andere Übersetzung des Namens Bezalel wäre “ m i t Gottes Schatten“.
Für den prototypischen Künstler könnte das Verheißung und Auftrag zugleich sein.
Der „Schatten Gottes“ beinhaltet Schutzfunktionen, verweist aber auch auf eine
dunkle und nächtliche, vom Licht abgewandte Seite. In diesem Zwiespalt oder Paradox
scheint künstlerische Existenz und Produktion angesiedelt zu sein.