unter Buschleuten

Von den Buschmännern haben Reisende seinerzeit wiederholt behauptet, sie könnten ihre Schatten zusammenfalten und ausspannen wie Schirme. Es sind Leute von kleinem Wuchs, aber morgens stolzieren sie am Fußende ihrer langen Schatten und schreiten wie Könige. Tagsüber sind sie vorsichtiger und scheu wie Klippdachse.

Wo über Mittag weder Sträucher noch Buschwerk zu sehen sind, schlüpfen sie in die verwinkelten Trockenrisse, die ein unbarmherziger Himmel wie ein Spinnennetz ausspannt. Das Erdreich, in dem sie dich zusammengedrängt kauern, hat die Farbe frisch geschlachteter Leber. Dann tuscheln sie, falten ihre Schatten behutsam auseinander, als wären es Sternenkleider, und lassen sie von einem zum anderen gehen.

Wenn einer von ihnen in den höchsten Sonnenstand gerufen wird, beeilt er sich zuvor, seinen Schatten auf die Größe eines Taschentuchs zusammenzuknüllen, um ihn dann in der Backentasche zu bergen. Beim Sprechen merkt man kaum etwas davon. Eine Kunstfertigkeit, die die Buschleute in ein eindrucksvolles Verhältnis zu ihrem, an seltsamen Hauchlauten überaus reichen Dialekt gebracht haben.

 

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