erstaunliche Annäherungen ans Tierwesen und Tierreich wahrnehmen im Natur beobachtenden Film.Sind das ethnologische Forschungen in erweiterten Fortsetzungen?
Tiere erscheinen – und in unterschiedlichster Art spiegeln oder kontrastieren sie menschliches Verhalten. Sie führen diese ihnen zugemutete Aufgabe mit großer Leichtigkeit und Unbefangenheit durch, manchmal beinahe fröhlich. Dabei sind es vielleicht gerade die vom Aussterben bedrohten Arten, welche die mutwilligsten und frechsten Varianten von Korrespondenz oder Ergänzung zeigen. Sie machen zusätzlich deutlich, was der Welt des Lebens, an der alles partizipiert, sogar der Gedanke, den Sie gerade weggeknipst haben, gerade abhanden kommt. Das alles könnte nicht bloß so, wie der Gedanke, sondern unwiderruflich verloren gehen.
Welt des Lebens, daran hat jede menschliche Lebenswelt teil, nicht nur in der Beobachtung, sondern auch darin, dass in Menschheit gebündelt vorliegt, was in der tierischen Existenz entwickelt und ausgefaltet erscheint. Hier finden dann biologische Lehren, die Annahme durchgängig regelnder Instinkte ebenso eine Widerlegung wie die Vermutungen, alles Verhalten baue auf Lernen, Erfahrung oder womöglich Erfolg auf.
Manchmal – mehr und mehr – kommt der Blick des Objektivs dem Wesen, das da aufgenommen wird, beängstigend nahe. Der Betrachter des Films muss sich erst daran gewöhnen, dass diese Annäherung nicht gleichbedeutend ist mit Eingriff, Störung, Intervention. So kann es zu einer freundlichen Umstimmung kommen, zu einer Neubewertung und Nutzung der eingetretenen Näheverhältnisse.
Der zugewandte Beobachter baut in diesem Nahbereich eine Beziehung auf, die im Imaginären, in der animistisch induzierten, tragenden und wagenden Vorstellung Züge eines Austauschs annimmt. Die beobachteten Tierwesen agieren jetzt speziell für ihn, speziell für uns humane Beobachter. Sie lassen durch die Schleuse des Kameraauges hindurch Seiten und Eigenheiten von sich sehen, die in den empfänglichen Sinn des Betrachters übergehen. Da passiert was. Was? Vielleicht so, dass Aufnehmen und Wahrnehmen nicht dem üblichen Erfassen oder Begreifen entsprechen. Sie begleiten anscheinend eher ein Aufgeben eingefleischter Vorannahmen, ein Aufgehen latenter Qualitäten, Anlagen oder Eigenschaften. Die sind vom Menschen, von uns, dem Publikum her auf die Leinwand, vor den Bildschirm gebracht worden. Wir erleben im Tierfilm deren Animation.
Ob es sich um eine einmalige, um eine vorübergehende und dann vielleicht sporadisch wiederkehrende Belebung innerer Anteile handelt, das ist nie ausgemacht. Die Auswirkungen jedenfalls sind auf einer Ebene von Wirklichkeit angesiedelt, die den beobachteten Tierwesen vielleicht näher kommt als uns selbst, oder ihnen in dem Umfang nahe kommt, wie wir sie an uns heranlassen. In diesem wechselseitigen Zugehen, das den alten Fluchtreflex und Jägerinstinkt zurückdrängt oder sogar außer Kraft setzt, kommt eine Interaktion zur Geltung, die mit Hoffnung auf ein herrschaftsfreies Koexistieren der unterschiedlichsten Tier- und Menschenarten erfüllt. Ein Zugehen, das dieses Mal und ausnahmsweise vielleicht keinen Zugriff darstellt, zumindest der Bemächtigungsgeste entbehrt.