letzte Nacht

Letzte Nacht vom Beginn eines neuen Studiums geträumt.

Die Kommilitonen bauen Altäre in ihre Buden und bekommen gelegentlich Kinder von einander, Männer von Männern, Frauen von Frauen. Im Eifer des Studiums ist der Wettstreit aufgehoben, mehr Mann oder mehr Frau sein oder haben zu wollen. Für die Lehrveranstaltungen gibt es Scheine, für verpatzte Gelegenheiten freundliche Nachrufe.

Beim Reden stimmt man sich ab und weiß, die Grenzen des Lernens sind begehbar.

Melancholisch stimmen mitunter die Anspitzer, in denen die Zeichner unter uns ihre Drehbleistifte einstecken. Das abgeschälte Holz wird in Dosen gesammelt, die man in der Regel seitlich am Rande der häuslichen Altäre ausleert.

Strapazen kommen kaum vor, und wenn – sie breiten sich nicht weiter img_4893.jpgaus. Man zieht sie wie Wäscheleinen nachts durch den Himmel und erfreut die Sterne damit. Die balancieren dann und tanzen darauf.

Dichten gehört zu den abendlichen Gemeinschaftsübungen. Tagsüber gesprochene und gehörte Sätze werden auf den Rücken gelegt und durch die Betrachtung des gestirnten Himmels, der sich über ihnen hinwegdreht, in eine Art verhaltener Trance versetzt.

Aus den Sternbilder kommen in Katarakten Sternschnuppenschwärme herab, während die Worte und Sätze wunschlos und enthaltsam in ihren fast harmonischen Atemzügen verharren.

Raucher und Nichtraucher, Abstinente und Süchtige unterscheiden sich kaum, wie an jedem beliebigen Ort der anderen Welt, wo Neuanfänge ohne Belang sind. Das liegt vielleicht daran, dass hier die Kunst des Endens zusammenfließt mit der des Anfangens. Schon die ungeborenen Kinder der Kommilitonen finden ein großes Vergnügen daran, auf Sauriern durch weitgehend unerforschte Erdzeitalter zu galoppieren.  Sie sitzen zwischen den Ohren oder angedeuteten Hörnern dieser vorsintflutlichen Viecher, betrachten die vorbeifliegenden Welträume und häkeln in aller Beschaulichkeit ihre disparaten Einblicke und Aussichten in Schicksale, DNS und Nuklearketten um.img_4870.jpg

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