Auftritt

 

Aus den Lesefrüchten von einst ist Trockenobst geworden.

In den Anthologien, den Blütenlesen unserer Eltern haben Würmer ihre Gänge geschlagen.

Dennoch kommt es vor, dass man aus einer Dörrpflaume, aus einem gewundenen Tunnel

auf einmal ins Tageslicht tritt. Vor uns steht steil, mit ragenden Hängen und stürzenden Bächen bedeckt das Gebirge. Föhren drängen sich dazwischen und umklammern Felszacken und herabgerollte Steinbrocken mit ihren Wurzeln.

Bei der Rückkehr von einem schmalen Pfad, von Kühen und Lattich umdrängt, scheint wieder die Mönchswand zum Fenster herein, in alle nach Osten geöffneten Fenster der Ortschaft scheint das Licht der Abendsonne herein, von der Mönchswand gebrochen wie durch ein Raster, eine Steinwolke, ein Sieb.


Aus unbewohnten Höhen schießt ein Wasser herab, zerteilt sich am Abhang zwischen Geröll,

sammelt sich in einer steil eingeschnittenen Rinne, springt über eine senkrechte Stufe und wird Nebel und Staub. Hier gehen die Wanderer mit aufgespannten Schirmen hindurch und notieren eifrig das Spektrum, das ein einziger Lichtstrahl in die Wassergischt schlägt. Sie gehen in Schuhen aus Fell, die hier sehr unpraktisch sind und bis an die Hüften reichen. Abends ist ganz Mürren von Wäscheleinen durchzogen, an denen diese Stiefel zum Trocknen aufgehängt sind.

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert