Texte aus dem täglichen Abgrund *

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Wenn der Abgrund täglich ist, warum dann noch Texte daraus?

Wir sind eine Gruppe von Leuten, die sich die Erkundung dieses Abgrunds zur Aufgabe gemacht hat. Ohne kugel- oder strahlensichere Weste, mit keinem anderen Bergungsgerät als der Sprache. Der Abgrund lockt und schockt an allen Ecken und Enden. Wir gehen ihm in den Dingen nach, die sicheren Tritt vortäuschen, in den Apparaten und Netzwerken, die Halt und Zusammenhalt behaupten, Beförderung und Austausch bedienen. Systeme brechen auseinander, Minoritäten streiten sich um Majoritätsprivilegien, Tagesereignisse weiten sich aus und schrumpfen wieder zusammen. Noch immer wird kein Pfand für Einwegnachrichten und andere sinnlose Verpackungen erhoben. Wir plädieren für Texte, die man samt Folie und Gräten essen kann, auch im Stehen, wenn es sein muss. Wir sind für mehr Feierlichkeit bei der Beisetzung unserer kleinen menschlichen Tragödien, für die Wiedereinführung von Grabgesängen und Wiegenliedern, auch und gerade in und über dem Abgrund.
Unsere Fragen: ist Asyl Heimat? ist Computer Kunst? ist Meditation Technik? ist Arbeitslosigkeit Arbeit?
Wir stellen diese Fragen nicht selber. Aber von dem, was wir daraus erfahren und hören, schreiben wir.

*) Proklamation der Gruppe KAAN (Künstler/Autoren/Akteure/Niedersachsen), ca. 1992

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0 Antworten zu Texte aus dem täglichen Abgrund *

  1. Rebesch sagt:

    Nichts hinzuzufügen!

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