Alexander: Einen Knoten löst man am besten dadurch, dass man ihn durchhaut.
Ariadne: Ja, einen Knoten dadurch durchhauen, dass man ihn durchschaut, dass man ihn löst.
Alexander: Knoten ist Knoten, ist immer verknotet, immer undurchsichtig – da gibt es nichts zu lösen.
Ariadne: Unauflösbar bloß so lange, wie an beiden Enden was dranhängt, das sie aus einander zieht.
Das Auseinanderziehen strafft den Knoten. Aber sobald die Enden frei sind, braucht es bloß noch Geduld.
Alexander: Mag sein. Aber auch die Enden kriegt man nur frei, indem man mit einem Schlag durchtrennt, den Faden oder das Seil.
Ariadne: Oder die Herrschaften bittet, die den Faden oder das Seil an den Enden halten und in entgegengesetzte Richtungen auseinanderziehen, ihr Tauziehen für einen Moment einzustellen, die Enden loszulassen und das Ganze vorübergehend den Knotenlöserinnen und den Entknotern anzuvertrauen.
Alexander: Die ihrerseits nach gelungener Lösung nichts besseres wissen, als alles zum Knäul aufzuwickeln. Und die Wettkampfmannschaften? In der Zwischenzeit haben die, weil ihnen das Auseinanderziehen genommen ist, nichts besseres zu tun, als auf einander loszugehen und auch denen, die da wickeln und lösen, die Köpfe blutig zu schlagen.
Ariadne: Kann sein, muss aber nicht. Hier im Labyrinth, denke ich, gibt es sinnvollere Spiele mit Faden und Knäuel. Eine Frage allerdings bleibt: soll der Faden dort, wo er reißt, immer wieder neu geknotet werden oder belässt man es so, abgerissen?
Ariadne:
Einen Knoten durchhauen
heißt einen Knüpfpunkt zertören.
Alexander:
Und wenn es ein Knotenpunkt
des Widerstandes ist?
Ariadne:
Widerstand gegen was?
Was ist die Losung
des Losschlagens?
Alexander:
Nicht zu warten,
bis einer die Fäden entwirrt hat
und das sein Vorteil ist,
sondern Fakten zu schaffen,
die keine Verwickelungen mehr zulassen.
Ariadne:
Dann wird nur ein Geduldsfaden zerrissen
und eine neue Verknüpfung der Fadenenden
vereitelt.