Klage eines engstlichen Wesens

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Er hat es nie zugeben wollen, dass er es ist.

Hat seine Engstlichkeit gemieden wie Weihwasser beim Trinken, wie die arme Seele den ruhlosen Teufel, der sich in zerzausten Gebüschen herumtreibt.

Weit ist die Welt, heißt es. Na also.

Weil Welt und Weite ihm lieb sind, sein Wunsch, deswegen.

Dadurch ist alles gekommen.

Vielleicht neigt er seit Geburt, seit schwer erinnerbaren embryonalen Zuständen zu Einschließungsängsten,  zu Klaustrophobien.

Enge macht Angst, Enge ängstet.

Das ist nie wirklich verschwunden.

Wie der Nabel zurückbleibt von den Nabelschnüren, so sind die Engste geblieben von der Enge, die im Uterus herrscht.
Verengungen, Verengstigungen – das ganze Leben lang weggelaufen davon.

Hat es genützt? Sie haben weiter verfolgt.

Ein bisschen mehr Ungestüm, und der Enge wäre vielleicht zu entrinnen gewesen. Es wäre darin zumindest weniger drückend, es wäre geräumiger, befreiter, passabler geworden.

Aber so, durch all die Betäubungen und Bedrückungen, durch die engen Kanäle und Tunnel, infolge auch externer Bedrängnis, durch schlechte Luft und verdorbenes Wasser ist alles eher noch schlimmer geworden – oder eben beim Alten geblieben.

Es hat sich bis heute wenig geändert an den Engführungen, die das System aus verknoteten Röhren und Höhlengängen zwangsläufig vorschreibt. Schächte, in denen man sich kaum aufrichten kann. Verläufe, die nur ein gebücktes Vorankommen zulassen. Nirgends wirkliche Mündungen, nur aufgemalte Türen, Pforten, Fenster, alles hinter Monitorglas, optische Täuschungen, mentale Phantome.

Enge bleibt Enge – es ist unmöglich, sich daran zu gewöhnen. Nirgends bricht sie ab, setzt sich von Schritt zu Schritt fort, bleibt niemals zurück.

Eingezwungenes Leben macht zwanghaft.

Unverschuldet beklommen.

Es lässt einfach nicht los.

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