Traum Kirchentag

Bei einer großen religiösen Feierlichkeit dabei. Die Teilnehmenden sitzen in Reihen und haben jede und jeder ein frisch gedrucktes Buch überreicht bekommen. Darin blättern sie und studieren die Artikel und Kapitel der Glaubenswissenschaft, die in diesem frischen weißen Buch niedergelegt sind. Der Veranstalter hat keine Mühe und keine Kosten gescheut, es im Photoshopverfahren herzustellen. Zwischen den Stuhlreihen gehen Leute hin und her. Ganz hinten stehen einige Dutzend und verfolgen gespannt das Geschehen, das sich auf einer nicht ohne weiteres sichtbaren Bühne abspielt. Dabei sind Gehende wie Stehende bemüht, den anderen nicht die Sicht zu versperren. Sie bewegen sich gebückt, verschwinden gleichsam und richten sich erst in den Lücken wieder auf, wo sie sicher sind, keinen anderen Blick zu unterbrechen.

Beim Blättern im Buch entdeckt man Abfolgen von Stahldrucken, die gewisse religionsgeschichtliche Abläufe eindrucksvoll darstellen. So wird zum Beispiel der Prozess der Schwärzung gezeigt: erst an einer männlichen Figur, die mit einem schwarzen zylinderartigen Kopfbedeckung auftritt. Das nächste Bild auf der folgenden Seite zeigt Personen, wo auch die Manschetten und Teile im Kragenbereich schwarz eingefärbt sind. Auf dem letzten Bild dieser Serie sind alle Akteure wie mit Tinte oder Tusche übergossen. Sie erinnern an lauter Schwarze Peter im Kartenspiel.

Das Buch ist gratis verteilt worden. Jetzt geht jemand durch die Reihen und bietet eine Ergänzungsbroschüre an, die gegen einen bestimmten Geldbetrag erworben werden kann.

Beim Durchblättern stößt man auf den Begriff Aunte. Er verläuft auf dem Seitensteg zum unteren Seitenrand hin. Es handelt sich wohl um einen Ritus, der hier unter diesem Titel dargestellt wird. Sonderbar, dieses Wort ist noch nirgends begegnet, in keiner der bekannten religiösen Sphären. Steht Aunte in irgendeiner Entsprechung zu Kommunion oder Konfirmation? Meint es vielleicht eine bestimmte Form der Taufe?

Hinter den Sitzreihen, wo man in lockeren Gruppen steht und das eindringliche, aber eigentümlich entzogene Geschehen auf der Bühne verfolgt, kommt es zum Gespräch zwischen einem Laien und einem Geistlichen. Es geht um die sakrale und spirituelle Funktion von Kerzenlicht, die der Geistliche mit einer andächtigen Bewegung bestätigt, eine Bewegung, die Brust und Kopf zugleich erfasst und durchläuft. Aus einem plötzlichen Impuls und aus eigener Erfahrung heraus gibt der Laie zu bedenken, dass in der leuchtenden Kerzenflamme immer wieder Mücken, Falter und andere geflügelte Kreaturen einen jähen Verbrennungstod erleiden. Spricht das nicht gegen die Verwendung von Kerzenlicht im frommen Haushalt, im religiösen Bereich? Wie reagiert der Geistliche darauf? Nach einem Anflug von Irritation fasst er sich und gibt auf der spirituellen Ebene eine Antwort, die dem dabei aufwachenden Laien entgeht. 

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