Spam

nach 9 Uhr 30

Erst einmal die Spammassen weggefegt, die sich allmorgendlich auf dem Server ansammeln.

Anschriften und Betreffs in einem immer bizarrer werdenden Kauderwelsch. Schwieriges Unterfangen für die Produzenten: nicht nur die Spamfilter müssen umgangen, auch das Interesse der Empfänger sollte geweckt werden.

Lug und Trug, Plattheiten und gelegentlicher Witz schwirren hier wild durcheinander.

Blick in ein aufgestörtes Wespennest.

Die Option „Auf dem Server löschen“ wird immer häufiger bedient.

Armes Amerikanisch, technoid fragmentiert, pornographiert, malträtiert ….

Eine Sprachmisshandlung und -verwirrung, die sich nur noch in ebenfalls verstümmelten und mutierten Ausdrücken andeuten lässt.  Deutsch verschwindet als Dialekt aussterbender lokaler Ethnien und Generationen, ein bizarres Amerikanisch nimmt dafür die Ungeheuerlichkeiten Frankensteinscher Monstren und Grimassen an.

 

Wegfegen, zum Verschwinden bringen, löschen – notwendige Verrichtungen und Vernichtungsmaßnahmen in einer Welt der Überschwemmungen durch Zeichen, Zahlen, Bildpunkte, Pixel, die sich im Schwall zu Phantombildern organisieren. Sie bleiben merkwürdig unterwegs, im Fluss, im Zustand fortlaufender Wandelbarkeit, endlos veränderlich und bearbeitbar. Spiegeln ein Unstetes zurück, das den Sehhintergrund längst schon erfasst hat und in einem atemlosen Flimmern hält.

Phantombilder, Suchbilder, die den imaginären Wunschbildern und Alpträumen irgendwie entgegenkommen, sie aufnehmen, aber dann doch immer wieder verfehlen. Permanente Enttäuschung auf allen Seiten.

Wo sie sich ausnahmsweise die Hände schütteln und einander ins Gesicht sehen können, das ist ein Ort, wo in d e m  Moment Kunst passiert und wo der fortlaufende Grundton, der basso continuo einer unsinnigen Unsinnlichkeit, schlagartig vernehmbar wird und im gleichen Augenblick für einen Augenblick aufhört.

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